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Rainer Zelinski
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Bei meinem ersten Besuch 1994 war das Bibergehege leider geschlossen. Nun hatte ich endlich die
Gelegenheit, die sonst eher nachtaktiven Nager aus der Nähe ablichten zu können. Das Bibergehege ist etwa 100 m
mal 100 m groß, liegt an einem Berghang und wird von einem Gebirgsbach durchflossen. Die Biber leben hier
recht naturnah und verhalten sich auch dem entsprechend: Der Biber erscheint erst zur Abenddämmerung im Freien,
um von der ausgelegten Nahrung aufzunehmen. Am meisten überrascht hat mich das präzise Zeitgefühl des großen
Nagers. An den 5 Abenden, die ich zur Fotositzung nutzte, erschien der Biber um: 19.30 Uhr, 19.30 Uhr,
19.27 Uhr, 19.33 Uhr und zuletzt um 19.15 Uhr (hier war der Hunger wohl übermächtig).
 
Der Biber benutzt fast immer denselben Pfad, um in den talwärts gelegenen großen Teich zu gelangen.
Dort schwimmt er erst einmal für etwa 10 Minuten einige Runden, bevor er sich zum Freßkorb begibt. Dann
wechseln sich Fressen und Schwimmen ab. Zum Schwimmen nutzt der Biber fast die gesamte Teichlänge
von etwa 100 m - als Beobachter hat man den Eindruck, daß er die Schwimmzüge voller Lebensfreude
genießt.
 Nachwuchs gab es dieses Jahr nicht. Vom Leiter des Tier-Freigeländes erfuhr ich, daß letztes Jahr
bei der Geschlechterbestimmung ein Fehler unterlief und zwei Männchen in das Gehege gesetzt wurden.
Dies hat man zwischenzeitlich zwar korrigiert, aber für Nachwuchs war es nun zu spät.
 

 
Wie in freier Natur hält der Biber sich vorzugsweise im Wasser auf und meidet das Land, auf dem
er sich nur behäbig fortbewegen kann und sich nicht sicher fühlt. Wenn er sich zur Fellpflege an Land
begibt, dann stets im Uferbereich und mit dem dem Schwanz im Wasser, so daß jederzeit die Flucht
in das nasse Element möglich ist.
 

 
Am Teichrand sind Körbe ausgelegt mit Äpfeln, Mohrrüben und außerdem Getreidekörner. Die Lieblingsspeise
des Bibers sind Äpfel; manchmal packt er gleich zwei Stück und begibt sich damit an das Ufer,
um diese "in Sicherheit" verzehren zu können. Wenn der Apfelkorb gut gefüllt ist, kann der Biber
recht wählerisch sein: Er packt einen Äpfel, prüft ihn wie eine kritische Hausfrau auf dem Markt
und legt ihn bei Mißfallen wieder in den Korb zurück. Erst der dritte Apfel fand dann Anklang.
Manchmal hat der Biber auch Heißhunger auf Mohrrüben. Er packt dann zwei Mohrrüben, läßt
die Äpfel links liegen und begibt sich mit seiner "Beute" geschwind zum Ufer zurück.
 

 
Die Zähne des Bibers wachsen permanent nach, auch wenn er im Gehege stets weiches Futter zur
Verfügung hat. Er ist daher darauf angewiesen, die Zähne durch Abnutzung (Abnagen von Rinde) kurz zu
halten. Da die Verfügbarkeit von Baumrinde im Gehege begrenzt ist, wird die Nahrung durch eingetragene
Äste angereichert. In freier Natur ist Baumrinde in der Herbst-/Winterzeit von vornherein die
einzige Nahrungsquelle.
 

 
Das letzte Bild zeigt einen Blick von oben auf das Bibergehege. Eine Folge von kleinen Teichen ist zu erkennen,
die sich wie eine Perlenkette bis zum unteren Hauptteich erstreckt. Alle kleinen Teiche hat der Biber (und seine
Vorgänger im Gehege) selbst angelegt. Er schuf neuen Lebensraum für sich und andere Tiere wie Entenvögel, die
die neuen Lebensadern gern angenommen haben. Der Biber selbst profitiert natürlich auch davon: Fast alle Bereiche
seines Reviers sind nun auf dem Wasserweg gefahrlos und sicher erreichbar; auch wenn er hier im Gehege keine
Feinde hat.
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